Ich kann mich an die Szenen aus meiner Kindheit erinnern, wo ich irgendwelche Melodien mit sinnlosen Buchstaben sang. Ich konnte nicht lesen, nicht schreiben.

Dann kann ich mich noch ein Paar Szenen erinnern, dass ich geschätzt 10 war und im Sommerferien davon geträumt habe, ein berühmter Gitarrist zu sein und vor einem Riesen-Publikum geile Gitarrensolos zu spielen und gefeiert und zelebriert zu werden…und habe mit meinem Mund sinnlose Gitarrensolos erfunden.

Dann stand ich irgendwann vor der Stereoanlage, wo es Queen – The greatest hits lief und habe Air-Guitar-Solos gespielt.

Glücklicherweise war mein Vater ein Bass-Gitarrist. Wir hatten eine Bass-Gitarre zu Hause. Er hatte schon lange damit aufgehört und der Verstärker war leider kaputt. Zwar war ich in erster Linie scharf auf geile E-Gitarren-Sounds mit Distortion aber musste erste mit der Bass vom Papa vergnügen. Dieser leise und magere Basston…Irgendwann kaufte ich mir mit meinem gesparten Taschengeld ein Kabak-Kemane ein richtig stranges und jodelndes Geige-Derivat. Eigentlich weil es für mehr nicht gereicht hatte und ich dieses Instrument interessant fand.

Irgendwann bald hatte es mir damit gereicht und war wieder scharf auf die Gitarre. Mein Bruder hat mir eine Konzert-Gitarre geschenkt. Ich war so etwa 14. Somit konnte ich endlich mal loslegen und richtig Musik machen. Gitarre spielen habe ich mir auf dieser Gitarre selber beigebracht. Bisher habe ich nahezu alle Lieder auf dieser Gitarre komponiert.

Meine erste Konzertgitarre.

Abbildung 1: Meine erste Konzertgitarre

Es war mir immer noch nicht gelungen, mit meinem Taschengeld eine E-Gitarre und einen Verstärker zu kaufen. Irgendwie war es für unsere damalige Kaufkraft einfach verdammt teuer. Dann bin ich auf die brillante Idee gekommen, die Bassgitarre von meinem Vater (war immerhin ein Fender) gegen eine E-Gitarre zu dealen. Mein Vater war da kein Bisschen sauer, sondern war erfreut, dass die Bass nicht mehr in der Ecke rosten musste und der Sohn musik-begeistert war. Die Gitarre, die ich als Gegenleistung bekamm, war ein koreanischer Epiphone Ableger, was heute um 100€ kosten würde. Irgendwie habe ich einen Verstärker dazu von meinen Eltern finanziert bekommen. Nun konnte ich es endlich loslegen mit meiner brillanten Musikkarriere.


Abbildung 2: Die Gitarre hängt heute in meiner Wohnung als Modifikations-Veteran

Ich habe die ganze Zeit irgendwelche Metal-Solos geübt, mit den Gedanken, dass Rock und Metal Maß aller Dinge sind. Schnell haben wir eine Schulband gegründet (9. Klasse) die heute in Youtube ruhig mit dem Titel „The worst band ever“ hochgeladen werden könnte. Wir haben Metallica und so Zeug gespielt. Wir waren grauenhaft, wir haben haben uns aber endlos geil gefühlt. Das Video vom Jahresabschlusskonzert ist heute hinter 7 High-security Türen in 7 Tresoren verschlossen, deren Schlüssel unter 7 Schichten der Erde liegt und die ungefähre Lage aus Karten in 7 Schweizer Banken rekonstruiert werden kann.

So peinlich war das.

Daraus haben wir allerdings relativ schnell gelernt und das nächste Jahr waren wir weniger peinlich. Wir haben im Laufe des Gymnasiums immer wieder Songs komponiert. Ich habe die Musik geschrieben, Sinan die Texte. Es waren meist düstere Metal Texte, verwendet zum Teil mit heiterer Musik.

Dann kamen die Zeiten in Deutschland. Ich habe bei einer Coverband gespielt, die mehr oder weniger Ü40 Rock spielte. Nach und nach habe ich mir hier ein kleines Home-Studiöchen zusammengekratzt, um meine Ideen aufzunehmen. So sind einige Songs entstanden. Ein Paar davon sind hier zu hören.

Dennoch habe ich so um 3 Jahre Mareeya in ihrem Projekt als Gitarrist unterstützt. Sie macht teils melancholische, teils „hoffnungsvolle“ Soul-Pop-Chansons auf Deutsch, Französisch und Englisch.

Jetzt suche ich weiter. Neue Ideen, neue Sounds, neue Disziplinen. Ich lerne gerne. So habe ich mich in letzter Zeit wieder meiner Klassikgitarre begeben. Ich lerne Klassik und Flamenco. Ich habe noch unheimlich viel Spaß daran.