Ich bin Can, geboren im Jahre 1987 in dem Krankenhaus „Izmir Kadin hastaliklari ve dogum hastanesi“ gegenüber dem Izmir Hafen an einem Sonntagmorgen. Anscheinend war das Meerwetter am13. September in Izmir so wunderschön, sodass der erste Atemzug mich süchtig nach dem Mittelmeer machte. Nach dem Entlass sind wir nach Hause gefahren, wo man erst das rote Band, das mein hocherfreuter Bruder (der damals 9 war) an die Tür gebunden hat, schneiden musste, bevor man hinein trat. Als nächstes erinnere ich mich an eine lustige Auseinandersetzung zwischen meinem Vater und meiner Tante, da sie mich zum streicheln nicht teilen konnten und ich dadurch bedrängt wurde; ich glaube, es war ein paar Jahre nach meinem Geburtstag. Wahrscheinlich war das mein erstes Erlebnis, an das ich mich erinnern konnte. Wissenschaftler behaupten, dass das menschliche Gehirn alles aufnimmt, sodass die ganzen Erinnerungen nie verloren gehen können, allerdings besteht aufgrund der kontinuierlich entstehenden Deformationen im Gehirn kein Zugriff mehr. Aus dem Grund bedauere ich sehr, dass ich mich nicht mehr an das Frühere erinnern kann.

Zu einem anderen Zeitpunkt kommt es zur „mich Hochschmeißerei“ von meinem Vater vor unserem Laden in Eserkent, womit er seine Freude zum Ausdruck brachte. An das Spätere kann ich mich langsam erinnern. Ich hatte ein Fahrrad, ein BMX. Es war ein rotes, glaube ich. Ein Vierrad, auf dem ich immer versuchte, ohne dass die zwei Hilfsräder den Boden berührten, zu fahren. (Was schwieriger ist, als normales Fahrradfahren(!)) Danach montierte mir mein lieber Bruder die 2 Hilfsräder heraus. Ich durfte dann endlich ohne Qual fahren. Ich weiß nur, dass ich im Garten von Ibrahim Kavur Schule den ganzen Tag mein BMX gefahren bin. Einige Jahre sind so vergangen. Dass ich immer Samthosen anhatte, lag wahrscheinlich daran, dass mein Vater damals auf Samthosen stand. Dieses BMX ist das, an das ich mich, was meine Vorschulzeiten betrifft, am meisten erinnere (99,9%). Danach wurde ich in den Kindergarten von der Schule eingeschrieben, in dem ich immer Fahrrad gefahren bin. Ich glaube, ich war 4. Bin 2 Jahre hingegangen. Aufgrund eines Konflikts zwischen meinem Vater und der Erzieherin, hat mich mein Vater von dort abgemeldet. Im nächsten Jahr wurde ich in die Mustafa Urcan IÖO eingeschult. Die erste Woche hat mich immer meine Oma in die Schule gebracht. Dort wo ich Lesen, Schreiben, Addieren und Subtrahieren lernte. Und stimmt..Wir hatten so komische monatliche Zeitungen, die „Unsere Stadt“ oder „Unser Viertel“ hießen, in denen nützliche Informationen für die kleinen Bürger standen. “Lebenskunde“ so hieß einer der Fächer. Scheinbar haben diejenigen es sich so schwer gemacht mit dem Nennen dieses Grundschulunterrichts, worüber sie offenbar den Schülern wenig vermitteln konnten und haben ein Fach, das nur 3 Jahre unterrichtet wird, so genannt. Nachdem ich „den Sinn des Lebens“ entziffert habe(!), ging es weiter mit Sozial- und Sachkunde, wo wir Lackmuspapier in die Säuren und Basen eintauchten. In der Zeit kam ein schöner Terrier in mein Leben. Nachdem ich mich am Radfahren mit einem Auto zusammengeprallt habe, hat mein Vater, der vermutlich erblickte, dass ich ohne meinem Fahrrad eine große Lücke in meinem Leben habe, woraufhin er mir jedenfalls einen kleinen Terrier mit braunen Locken schenkte. Ich war dann das glücklichste Kind des Sonnensystems. Für mich bestand dann unsere Familie aus 5 Köpfen. Meine Mutter hatte freilich kurz danach die Nase voll gehabt, jeden Tag ihn waschen zu müssen und als Folge durfte Kivircik dann im Treppenhaus wohnen. Kivircik war das 5. Familienmitglied und zu dem noch der erfolgreichste im Fußball. Die Jungs aus unserem Viertel, haben ihn gern als Torwart gehabt, wofür sie uns immer um Erlaubnis baten. Einzige Chance für sie, um Tore zu schießen war ziemlich hochzuschießen. Das einzige schwere war die Bälle ihm wieder wegzunehmen. (Die Anzahl der Bälle, die er kaputtgebissen hatte, war nicht zu unterschätzen)

Dann kam ich in die Pubertät. Dass ich 1-2 Mädchen in der Schule angesprochen habe, ob sie mit mir gehen, beweist die Richtigkeit der Aussage. In den Jahren, die aus harmonischer Mischung der grünen Vorbereitungsbücher für Gymnasien und der schlimmsten Zeiten der Pubertät bestanden, habe ich auch Musik kennengelernt. Die Tatsache, dass ich ein großer Fan von Mogollar bzw. Cahit Berkay war, hat mich dazugebracht, mein Geld zu sparen und in einem Instrumentenladen neben dem Basmane Bahnhof ein „Kabak Kemane“ zu kaufen. Da ich mit 11 angefangen hatte, die Bassgitarre meines Vaters zu spielen, habe ich das Instrument auch immer wie eine Bassgitarre gestimmt. Nach diesem Instrument, das ich völlig selfteachy angefangen habe, hatte ich Sehnsucht nach einer richtigen Gitarre. Demzufolge hat mir mein Bruder meine erste Konzertgitarre geschenkt. (Auf dieser Gitarre spielte ich vor 20 Minuten Gran Vals) Danach habe ich angefangen, die Songs, die ich schon immer geliebt hatte, mit dieser Gitarre zu spielen und es war eine extravagante Sache…Einer der Gründe, die es zu einer Leidenschaft…zu einer Sucht gemacht hat.

Dem haben die Jahre des Gymnasiums gefolgt. Die Jahre, an die ich mich, wenn ich in die Vergangenheit zurückschaue, mit wundervollen Gefühlen erinnere. An dem ersten Dienstag der ersten Woche im Gymnasium sind wir nach Uzundere umgezogen. (Das war zugleich der Tag des Terroranschlags zu World Trade Center und Pentagon, 11.09.2001). Während dem ersten Jahr, in dem ich mich mit meinen neuen Klassenfreunden nicht bestens verstehen konnte und sozusagen zum Teil ein Albtraum war, haben wir eine Band gegründet, mit der ich immer Mittwoch abends in Laylaylom proben ging. Ich kann mich noch an „Smoke on the water“ und „Nothing else matters“ erinnern. Am Schluss des Jahres als wir ein Konzert gegeben haben –wenn die Aufnahmen davon jetzt in Youtube gehen würde, wären sie wahrscheinlich zu den Videos mit „…Worst band ever…“ Titel geresponset.- habe ich sogar langsam angefangen mit meinen Schulkollegen zu verstehen und gingen wir leider in Ferien. Leider, weil ich langsam den Begriff „Schule“ gemocht hatte. Danach 3 superlustige Jahre..waren klasse. Im letzten Jahr, -was im Deutschen dem Abi-Jahr entsprechen würde- als der Stress mit meiner ersten „richtigen Freundin“ überlappt hat, habe ich mir meinen Beruf ausgewählt. Ingenieurwesen. Als kleiner Bruder habe ich den Ingenieur-Bruder beneidet. Meine erste Adresse war Celal Bayar Universität. Es war nicht der Schlussfolgerung von den Tequila-shots, die wir „vor dem gelben Gebäude“ geext haben oder kraftvoller Sauerstoff vom Bergwetter, sondern es war früher geplant, dass ich im Ausland studiere. Die Tatsache, dass mein Bruder bereits vor 3 Jahren nach Deutschland gezogen war, erweiterte meinen Horizont ein wenig.

Jetzt bin ich in Stuttgart. Seit 4,5 Jahren. Die Prüfung am 27. des Monats ist die letzte Prüfung vom Studium. Bei den anstehenden Studienarbeiten, einer Diplomarbeit und einem Praktikum sieht es danach aus, dass ich irgendwann in 2 Jahren mein Diplom habe. Dass ich momentan einen Spanischkurs mache, ist kein reiner Zufall, sondern wird befördert von dem Willen, dass ich mein Praktikum in Spanien machen möchte. Und die Rolle von dieser „Kraft F“, die wir in dem ersten Satz hatten und mich zum Mittelmeer berauscht, ist nicht zu unterschätzen.

Übrigens zwingt mich jetzt das sonnige Deutschlandwetter dazu, das nur selten zum Vorschein kommt, aber falls doch, dann auch traumhaft zu genießen ist, hier den Punkt zu setzen.

06.03.2011